Portfolio diversifizieren und regelmäßig umschichten
Ein Großteil unserer Zeit arbeiten wir für Geld. Zunächst vor allem, um uns die Dinge des täglichen Lebens leisten zu können, in den Urlaub zu fahren oder sich hin und wieder etwas Neues anzuschaffen. Der durchschnittliche Deutsche hat nach diesen Ausgaben jedoch immer noch etwas Geld übrig. Die Sparrate in Deutschland liegt nach wie vor recht stabil bei etwa acht bis zehn Prozent des verfügbaren Einkommens. Auch wenn dies ein durchschnittlicher Wert ist, der nicht für jede Person und jeden Haushalt zutreffen muss, so steht doch außer Frage, dass summa summarum am Ende des Monats in vielen Fällen ein privater Überschuss zu Buche steht. Und dies ist grundsätzlich auch gut so bzw. auch notwendig. Denn so arbeiten nicht nur wir für das Geld, sondern auch unser nicht ausgegebenes Geld arbeitet für uns. Zumindest sollte es das. Und damit es das tut, sind einige Maßnahmen und Aktivitäten notwendig. Denn: Damit das Geld ordentlich für uns arbeitet, was in letzter Konsequenz nichts anderes bedeutet, als dass es sich vermehrt, dann sind die entsprechenden Voraussetzungen und Rahmenbedingungen besonders wichtig. Neben den persönlichen Zielen, welchen die Geldanlage langfristig dienen soll, sind vor allem die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit gefragt. Auch wenn sich die persönlichen Ziele für die Geldanlage je nach Vorlieben, Charakter und Lebensalter deutlich unterscheiden, gibt es doch auch einige überergreifende Prinzipen, denen eine werthaltige bzw. wertsteigernde Geldanlage folgen sollte. Eine der wichtigsten Regeln, um die es in diesem Beitrag gehen soll, besagt, dass ein gut diversifiziertes Portfolio eine zentrale Grundlage für den langfristigen Anlageerfolg darstellt. Es kommt als zunächst einmal darauf an, das vorhandene Kapital klug auf verschiedene Anlageformen zu verteilen. Und da die Entwicklung der entsprechenden Anlageklassen nur selten parallel verläuft und auch die persönlichen finanziellen Voraussetzungen nicht immer absolut konstant verlaufen dürften, ist zusätzlich eine regelmäßige Überprüfung und gegebenenfalls eine Anpassung notwendig. Bevor jedoch über eine auf die persönlichen Lebensumstände und Präferenzen abgestimmte Diversifizierung nachgedacht wird, ist es absolut notwendig, sich über diese persönlichen Besonderheiten klar zu werden. Dies sollte man auf keinen Fall allein entscheiden, sondern nach Möglichkeit auf zusätzliche Expertise und Erfahrung zurückgreifen. Erst dann kann über die richtige Diversifizierung entschieden werden.
Streuung heißt Risikominimierung
Inhaltsverzeichnis
Zunächst sollte man sich einen denkbar einfachen, jedoch trotzdem immer wieder vernachlässigten Zusammenhang vergegenwärtigen: Diversifizierung heißt nichts anderes als Streuung des Kapitals und dies dient vor allem der Reduktion des finanziellen Verlustrisikos. Dabei, und das ist der zweite in Stein gemeißelte Grundsatz der Geldanlage, verhält sich das mögliche Risiko stets entgegengesetzt zu den potentiellen Chancen auf Rendite. Damit ist zunächst klar, dass eine breite Streuung zwangsläufig die Renditechancen mindert. Erst wenn diese beiden basalen Zusammenhänge verinnerlicht wurden, kann man sich ernsthaft mit der Streuung des Kapitals beschäftigten.
Für die richtige Streuung sollte der Anleger sich darüber hinaus auch über die Risikostruktur einzelner Anlageformen klar werden. Insgesamt lassen sich folgende Anlageformen unterscheiden:
- Liquidität / Bareinlagen (kein bzw. sehr geringes Risiko)
- Aktien, Futures, Optionsscheine (hohes Risiko, bis zum Totalverlust
- Renten / festverzinsliche Wertpapiere / Anleihen (mittleres Risiko)
- ETFs / Fonds (mittleres Risiko)
- Immobilien (mittleres Risiko)
- Rohstoffe / Sachwerte (mittleres Kursrisiko)
Im folgenden Abschnitt werden auch prozentuale Angaben darüber gemacht, welchen Anteil ein bestimmter Vermögenswert bei einer ausgewogenen Streuung haben sollte. Dabei liegt der Typus eines etwa 40 jährigen Anlegers zu Grunde der sich durch eine mittlere Risikoneigung sowie eine mittlere Handelsaktivität auszeichnet und dem ein Anlagevermögen von etwa 20.000 Euro zur Verfügung steht.
Sicherheit geht vor!
Klassische Sparformen wie Fest- und Tagesgeld oder auch Sparbuch gelten als grundsätzlich sicher, werfen darüber hinaus jedoch kaum Rendite ab. Derzeit liegen die Angebote für die Verzinsung von Tagesgeld bei maximal einem Prozent, was real gerade mal den Inflationsverlust ausgleicht. Trotzdem sollten diese sicheren Anlageformen bei der Streuung berücksichtig werden. Zudem stellt dies das Kapital dar, mit dem bei Umschichtungen oder neuen Chancen operiert werden kann. Zum andern stellt dieses Geld praktisch auch den Notgroschen für unvorhergesehene Härtefälle des Lebens dar. Andere Anlagemöglichkeiten lassen sich zumeist nicht kurzfristig und unter Umständen dann nur unter massiven Abschlägen veräußern und zu Geld machen.
Experten raten dazu, etwa sechs bis acht Prozent des Vermögens in schnell verfügbaren Bareinlagen zu halten.
Ebenfalls als relativ sicher gelten Anleihen von Staaten und auch von Unternehmen. Doch auch hier gibt es Unterschiede. Während die als extrem sicher geltenden Anleihen des deutschen Staates kaum nennenswerte Renditen abwerfen, gibt es auch Anleihen mit hohen Renditen, denen jedoch ein entsprechendes Ausfallrisiko gegenübersteht. Ein Beispiel hierfür sind die in den letzten Wochen und Monaten immer wieder in die Schlagzeilen geratenen Anleihen von Griechenland, die mit beachtlichen Renditen von über 20 Prozent angeboten werden. In Anbetracht der politischen Diskussion über Grexit und Schuldenschnitt bedeutet dies aber oft ein unkalkulierbares Risiko im Depot. Ähnliches kann für sogenannte Mittelstandsanleihen gelten: Diese auch an Kleinanleger gerichteten Produkte bergen oft ein kaum zu überschauendes Risiko für das Portfolio. Dagegen können Anleihen großer europäischer oder auch amerikanischer Unternehmen eine attraktive Ergänzung für das eigene Portfolio darstellen, da diese festverzinslichen Wertpapiere zumeist eine deutlich höhere Rendite abwerfen, als dies etwa bei Festgeld der Fall ist.
Solide Wachstumsperspektiven durch weitere Anlageformen
Neben den liquiden Mitteln gibt es weitere Anlagemöglichkeiten, die für den Anleger ein solides Sicherheitsversprechen erfüllen und gleichzeitig die Perspektive für eine langfristige Wertsteigerung bieten. Hierzu gehören etwa Immobilien bzw. Immobilienfonds, dividendenstarke Aktien sowie ausgewählte Aktienfonds und ETFs. Diese Anlagen haben gemeinsam, dass sie sich im Prinzip unabhängig vom Geldmarkt entwickeln und somit einen automatischen Inflationsschutz bieten. So entwickelt sich etwa die Immobilienpreise weitgehend unabhängig von Zinsniveau und Konjunktur, bzw. laufen, im Falle der Zinsentwicklung dieser sogar entgegen, da billiges Geld den Trend in Immobilien begünstigt. Durch die Investition in Aktienfonds oder ETFs, also sogenannte Indexfonds, profitiert der Anleger unmittelbar von der konjunkturellen Entwicklung. Auch hier es zusätzlich möglich, das Geld regional bzw. branchenspezifisch zu streuen und dadurch die Anlage weiter zu optimieren. Allerdings setzt eine solche Strategie, soll sie aktiv und erfolgreich umgesetzt werden, einen über Anfängerwissen hinausgehenden Kenntnisstand über globale wirtschaftliche Zusammenhänge voraus. Doch die hier genannten Anlageformen sind trotz eines gewissen Sicherheitsniveaus nicht gänzlich frei von Risiken und weisen auch im internationalen Vergleich mitunter massive Unterschiede in ihrer spezifischen Risikostruktur auf. Wer etwa die Entwicklung des deutschen Aktienindexes über die letzten zehn Jahre verfolgt, wird bemerken, dass hier Kursschwankungen von um die 50 Prozent möglich sind, auch wenn die Gesamtperformance insgesamt eindeutig positiv ist. Diese Schwankungen werden durch ETFs direkt abgebildet und bringen dem Anleger damit zumindest zwischenzeitliche Verluste ein, deren Ausgleich durchaus einige Jahre in Anspruch nehmen kann. Auch bei Immobilien sind Schwankungen nicht auszuschließen, auch wenn diese deutlich langsamer und weniger deutlich verlaufen, als dies etwa bei Aktien und Indizes der Fall ist. Nach Ansicht ausgewiesener Experten kann der Anteil von Immobilienwerten am Portfolio durchaus 20 bis 25Prozent betragen. Als Sonderfall ist dabei die selbstgenutzte Immobilie zu betrachten. Da eine entsprechende Investition für den durchschnittlichen Anleger zumeist eine Lebensaufgabe darstellt, kann deren Wert logischerweise nicht voll in der Portfoliogestaltung berücksichtig werden. Hier sollte sich der Anleger trotzdem klar machen, dass auch der Erwerb einer selbst genutzten Immobilie eine perspektivische Anlageentscheidung darstellt, die unter rationalen Gesichtspunkten betrachtet und abgewogen werden sollte. Allein unter anlagestrategischen Aspekten stellt eine solche Investition zunächst sogenanntes Klumpenrisiko dar. Erwirbt man eine Immobilie etwa in einer weniger gefragten Lage und ist irgendwann nicht mehr in der Lage diese selber als Wohneigentum zu nutzen, kann sich eine Veräußerung oder auch eine Vermietung als schwierig erweisen. Wertverluste, die auch nicht mehr so ohne weiteres ausgeglichen werden können, sind so durchaus möglich.
Ein wichtiger Bestandteil von Anlageprodukten in der Kategorie Sicherheit mit Perspektive können auch dividendenstarke Aktienwerte, sogenannte Blue Chips darstellen. Dabei handelt es sich um Aktienwerte von Unternehmen mit besonders nachhaltiger Substanz. Diese haben sich in der Vergangenheit durch eine stabile Dividendenpolitik aber auch durch eine kluge und innovative Unternehmensführung als werthaltig erwiesen und können so auch in Zukunft eine wichtige Option im Depot darstellen. Etwa 5 Prozent Anteil halten Anlageberater diesbezüglich für angemessen.
Eine weitere Anlageklasse dieser Kategorie stellen Rohstoffe dar auch wenn hier durchaus Vorsicht angebracht ist. Die immer wieder beschworene Funktion des Goldes als sicherer Anker hat etwa in den letzten Jahren deutlich an Strahlkraft verloren. Anleger, die zur falschen Zeit auf das Edelmetall gesetzt haben, mussten zwischenzeitliche Verluste von 30 bis 40 Prozent verkraften. Zudem hat Gold den Nachteil, dass es keine Renditen oder Zinsen abwirft, sondern allein von der zukünftigen Kursfantasie lebt. Ähnliches gilt für Öl oder Lebensmittel. Auch diese Werte sind abhängig von kaum vorherzusehenden Entwicklungen wie Wetter oder Entdeckung neuer Vorkommen. Entsprechenden Positionen sollte daher nicht mehr als 7 Prozent eingeräumt werden.
Überdurchschnittliche Renditen nur durch Wertpapiere möglich
Während mit den liquiden Mitteln eine Art Sicherheitsanker geschaffen wird sowie mit soliden Werten wie Anleihen und dividendenstarken Aktien die Grundlage für eine langfristig positive Entwicklung gelegt wird, benötigt ein wertorientierter Anleger auch Positionen im Portfolio, welche langfristig gesehen für eine überdurchschnittliche Performance sorgen können. Diese Funktion können prinzipiell nur Wachstumsaktien bzw. Finanzderivate erfüllen. Wer den Aktienmarkt schon länger beobachtet bzw. hier aktiv ist, weiß, dass mit entsprechenden Titeln Kursgewinne von 100 Prozent und mehr binnen einer Jahresfrist möglich sind. Demgegenüber stehen jedoch Risiken, die bis zum Totalausfall führen können, weshalb auch hier zu einer Streuung oder auf entsprechende Fonds für Wachstumswerte geraten sei. Der Anteil entsprechender Werte sollte auch bei Anlegern, die noch einige Jahre vor sich haben, den Wert von 20 Prozent nicht übersteigen. Ähnlich lukrativ, aber auch riskant sind sogenannte Finanzderivate. Hierzu gehören etwa Optionsscheine oder Terminkontrakte. Der Vorteil dieser Instrumente liegt zunächst darin, dass mit ihnen auch in fallenden Märkten ordentliche Gewinne möglich sind. Hierfür ist es aber zunächst notwendig, diese mitunter hochkomplexen Produkte zu verstehen sowie viel Zeit in den Handel mit diesen Werten zu investieren. Für den einfachen Anleger sind diese Produkte nur sehr eingeschränkt geeignet. Insgesamt sollten einzelnen Aktien nicht den Wert von 4 Prozent des Gesamtvermögens überschreiten.
Stabile Entwicklung braucht Flexibilität
„Aktien kaufen und schlafen gehen“? Den Rat den Kostolany den Anlegern dieser Welt mit auf den Weg gab, stimmt mit Blick auf das Portfolio nur zum Teil. Auch wenn Auswahl und Aufbau eines ausgewogenen Portfolios aufwändig und langwierig sind, ist es damit noch nicht getan. Dies hat vor allem zwei Gründe: Zum einen liegt es in der Natur der Märkte, dass sich einzelne Positionen im Portfolio ständig ändern. Zum anderen muss die Struktur auch an die jeweilige Lebensphase angepasst werden. So sollte mit zunehmendem Alter der Anteil spekulativer, d.h. mit überdurchschnittlichen Risiken behaftete Positionen reduziert werden, ganz einfach, weil immer weniger Zeit zur Verfügung steht, etwaige Verluste auszusitzen. Genauso wichtig ist es aber, die Struktur dem ständigen Auf und Ab anzupassen und das Portfolio im Sinne der gesteckten Anlageziele auszubalancieren. Auslöser für die Notwendigkeit einer Umschichtung ist die unterschiedliche Performance der einzelnen Positionen, die zu einer Veränderung der jeweiligen Anteile führt. Diese Anpassung sollte jedoch möglichst vorsichtig und überlegt von Statten gehen. Hat sich also der Rohstoffanteil infolge eines Crashs im Ölmarkt halbiert, so sollte auf keinen Fall sofort hektisch nachgekauft werden, nur um die Balance wieder herzustellen. Auch ist es nicht ratsam, eine sich sehr gut entwickelnde Aktie zu verkaufen um deren Gesamtanteil stabil zu halten. Verschiedene Anlagestrategen raten sogar dazu, auf das Ausbalancieren vollständig zu verzichten, da sie davon ausgehen, dass die überdurchschnittliche Entwicklung einzelner Positionen auch deren stärkeres Gewicht rechtfertigt. Über lange Zeit steigt somit allerdings möglicherweise auch die Risikostruktur des Portfolios.
Andere Rebalancing-Strategien sehen vor, die Struktur zumindest jährlich, oder auch vierteljährlich zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Erfahrungen haben gezeigt, dass gerade für Anleger kleinerer Vermögen eher längere Abstände ratsam sind. Dies liegt zum einen daran, dass ständiges Umschichten durch die fälligen Gebühren auf die Gesamtrendite drückt. Zum andern waren die Auswirkungen häufigen Umschichtens auf die Nettorendite nicht von wesentlicher Bedeutung. Am besten fährt wohl der Anleger, der eine Umschichtung in jährlichen Abständen mit einer turnusmäßigen, lebensabschnittrelevanten Umschichtung kombiniert.
Fazit – Streuung und Umschichtung als wichtige Bestandteile einer ausgewogenen Anlagestrategie
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine risikooptimierte Anlagestrategie ohne eine breite Streuung nicht auskommt. Da sich diese Streuung langfristig auf den Anlageerfolg auswirkt, sollte für die richtige Zusammenstellung viel Zeit und Mühe aufgewendet werden. Ebenfalls wichtig, jedoch eher nachrangiger Bedeutung ist das regelmäßige Umschichten. Wenn bereits von vorherein klar ist, dass der Umschichtung wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird, kann dies auch bereits bei der Zusammenstellung des Portfolios berücksichtigt werden.