Zum Anlageerfolg mit der Fundamentaldatenanalyse?

FundamentalanalyseEin Haus, welches die nächsten Jahrzehnte überstehen soll, braucht ein solides Fundament. Ist das Fundament nicht in Ordnung, hat der Bewohner, bzw. der Besitzer über kurz oder lang ein Problem. In jedem Fall sollten schnellstmöglich Rekonstruktionsmaßnahmen durchgeführt werden. Im schlimmsten Fall muss das komplette Gebäude abgerissen werden und der Eigentümer erleidet einen massiven Verlust. Wer sich also überlegt, ein Haus zu kaufen, sollte zunächst auf die Qualität des Fundamentes achten. Denn: Ist das Fundament brüchig, nutzt auch die beste Ausstattung nicht viel.

So ähnlich darf man sich im Grunde auch die Sache beim Kauf von Aktien vorstellen. Denn jedes Wertpapier fußt letztendlich auf einer materiellen Grundlage, die man als Fundament für das finanzielle Investment bezeichnen kann. Um herauszufinden, ob ein bestimmter Wert wirklich so solide und erfolgversprechend ist, wie es scheint, bietet die Fundamentaldatenanalyse eine zuverlässige Methode. Denn mit ihr wird geprüft, ob das Unternehmen, welches die Aktien herausgegeben hat, wirklich auf gesunden Füßen steht und auch in den nächsten Jahren in lukratives Investment bleiben wird. Die zentrale Frage besteht darin, ob das Unternehmen langfristig gesund ist und in Form einer stabilen Dividende sowie einer kontinuierlich positiven Kursentwicklung ein langfristig lohnenswertes Investment darstellt. Ein Anleger, der auf die Fundamentaldatenanalyse setzt, unterscheidet sich damit von spekulativ orientierten Anlegern, die an der kurzfristigen Rendite interessiert sind. Dieser Anlegertypus achtet weniger auf fundamentale Daten eines Unternehmens sondern vielmehr auf aktuelle Marktentwicklungen sowie Ereignisse, die die aktuelle Marktentwicklung beeinflussen. Er bedient sich zudem der charttechnischen Analyse um Impulse für Kauf- und Verkaufsentscheidungen zu erhalten. Ein Anleger, der die fundamentalen Daten eines Unternehmens in den Blick nimmt, ist dagegen quasi zwangsläufig ein langfristig orientierter Anleger, da auf der Grundlage einer soliden wirtschaftlichen Entwicklung eines Unternehmens normalerweise nicht auf abrupte Kurssprünge gehofft werden kann. Aber auf welche Werte sollten langfristig orientierte Anleger setzen? Und auf welche Daten und Kennziffern sollte der Anleger dabei achten? Diese und andere Fragen sollen in den folgenden Abschnitten beantwortet werden.

Welche Daten sind entscheidend? Worauf sollte der Anleger wirklich achten?

Die Fundamentaldatenanalyse verfolgt im Grundsatz das Ziel, einen wahren oder auch fairen Wert für ein bestimmtes Unternehmen zu ermitteln. Liegt dieser ermittelte Betrag unter dem Wert der Börsenkapitalisierung, also dem Produkt, das sich aus der Anzahl der herausgegebenen Aktien und dem aktuellen Kurs ergibt, kann dies ein Hinweis auf ein lohnenswertes Investment sein. Hierzu werden vor allem betriebswirtschaftliche aber auch volkswirtschaftliche Daten herangezogen. Zu den betriebswirtschaftlichen Daten zählen die Eigenkapitalquote, das Verhältnis von Kurs und Gewinn sowie Kurs und Cashflow, sowie die Kapitalrendite. Für eine weitergehende Betrachtung sollten darüber hinaus auch volkswirtschaftliche Parameter herangezogen werden. Insbesondere, wenn in Indizes bzw. Indexfonds investiert wird, oder wenn der Schwerpunkt auf bestimmte Branchen oder einzelne Regionen, wie etwa die Schwellenländer, gelegt wird. Da börsennotierte Unternehmen regelmäßigen und recht detaillierten Offenlegungspflichten unterliegen, sind die erforderlichen Daten prinzipiell für jeden frei zugänglich. Allerdings bedarf es einiger wirtschafts- bzw. betriebswirtschaftlicher Expertise, um den Wert auf eigene Faust zu ermitteln. Zielführender für den Privatanleger ist es wohl, sich zunächst in einschlägigen Zeitungen oder Informationsportalen über Fundamentalwertanalysen einzelner Unternehmen zu informieren. Im Folgenden soll vor allem Aufschluss über die Hintergründe und Interpretation der einzelnen Parameter gegeben werden. Viele Wirtschaftsmagazine liefern auch Tabellen, die für die wichtigsten Aktien die notwendigen Werte enthalten.

Eigenkapitalquote

Dieser Wert stellt nichts anderes dar, als den Anteil des verfügbaren Eigenkapitals eines Unternehmens am gesamten Kapital. Umgekehrt könnte auch nach einer Verschuldungsquote gefragt werden. Die Summe von Fremd- und Eigenkapital bildet die Bilanzsumme eines Unternehmens. Besteht also genau 20 Prozent der Bilanzsumme aus Fremdkapital (z.B. Bankkredite oder Unternehmensanleihen) so beträgt die Eigenkapitalquote dieses Unternehmens genau 80 Prozent.

EigenkapitalGrundsätzlich kann gelten, dass eine hohe Eigenkapitalquote für Stabilität und Kreditwürdigkeit steht. Ein Unternehmen mit einem hohen Eigenkapitalanteil an der Bilanzsumme kann Phasen der Ertragsschwäche überstehen, Übernahmen stemmen oder neue Investitionen finanzieren. Darüber hinaus ist ein solches Unternehmen in der Lage, in den nächsten Jahren eine stabile Dividende auszuschütten. Doch genau hier fangen die Probleme der richtigen Interpretation für den Anleger an, denn er kann nicht sicher wissen, wie das vorhandene Eigenkapital eingesetzt werden soll. Im ungünstigen Fall kann eine hohe Eigenkapitalquote auch für eine niedrige Dividende und geringe Innovationstätigkeit stehen, was die Kursfantasie für die Zukunft deutlich eintrübt. Neben der Eigenkapitalquote sollte sich der Anleger also etwa auch die Unternehmenspolitik der letzten Jahre sowie aktuelle Aussagen von Management und Aufsichtsrat in Bezug auf dieses Unternehmen anschauen um die Quote richtig einordnen zu können.

Als Faustregel kann gleichwohl gelten, dass eine Eigenkapitalquote von über 50 Prozent als sehr positives Zeichen für die wirtschaftliche Solidität eines Unternehmens gilt. Bei Quoten von weniger als 30 Prozent sollte der Anleger jedoch vorsichtig werden, da solche Unternehmen schnell Finanzierungsprobleme bekommen können, was sich sehr ungünstig auf die Kursentwicklung auswirkt.

Die Bewertung des Aktienkurses mithilfe des Gewinnes bzw. des Cash-Flows

Bei der Eigenkapitalquote handelt es sich um einen Wert, der für sich steht und noch nichts über die Bewertung des aktuellen Aktienkurses sagt. Eine komparative Bewertung des Aktienkurses kann dagegen vorgenommen werden, wenn dieser in Relation zum operativen Gewinn eines Unternehmens betrachtet wird. Alternativ kann auch der sogenannte Cash-Flow ins Verhältnis zum Kursniveau gesetzt werden. Der daraus resultierende Wert liefert zum einen Hinweise über eine faire Bewertung eines Unternehmens an der Börse und kann darüber hinaus auch mit den Werten anderer Unternehmen verglichen werden. Grundsätzlich gilt: Je niedriger der Wert, desto besser ist die Situation des Unternehmens. Das konkrete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) lässt sich ermitteln, in dem der Gewinn des Unternehmens in einem Geschäftsjahr mit dem aktuellen Kurs ins Verhältnis gesetzt wird. Hierfür muss logischerweise der Gewinn je Aktie herangezogen werden, der etwa im Wirtschaftsteil großer Zeitungen für an der Börse gelistete Unternehmen veröffentlicht wird. Auch auf Internetseiten, die sich auf Unternehmensinformationen für Anleger spezialisiert haben, werden entsprechende Werte veröffentlicht. Letztendlich sind diese Informationen auch in den Quartalsberichten der Unternehmen zu finden. Das KGV ergibt sich, in dem der aktuelle Kurswert durch den Gewinne je Aktie geteilt wird. Dabei weisen niedrige Werte grundsätzlich auf ein erhöhtes Kurspotential hin. Grundsätzlich kann das KGV auch auf erwartete Gewinne berechnet werden, sofern hierfür seriöse Prognosen vorliegen.

GewinnDa es sich bei dem Gewinn um eine buchhalterische Größe handelt, die unter Umständen stark durch bilanzkosmetische Kniffe beeinflusst sein kann, wird häufig auch auf das Kurs-Cash-Flow Verhältnis zurückgegriffen. Der Cash-Flow stellt den um Rückstellungen und Abschreibungen bereinigten Gewinn dar. Da vor allem Effekte wie einmalige Sonderabschreibungen die Aussagekraft des Gewinns verfälschen können, gilt der Cash-Flow vielfach als realistischerer Wert. Sowohl Berechnung als auch Interpretation sind jedoch prinzipiell identisch. Auch hier gilt der niedrigere Wert als grundsätzlich „besser“.

Auch aus dem Verhältnis von beiden Kennziffern können Rückschlüsse gezogen werden: So verfügen Unternehmen, deren Kurs-Cash-Flow Verhältnis deutlich unter dem KGV liegt, tendenziell über größere finanzielle Spielräume, was als positives Signal gewertet werden kann.

Gerade bei Werten junger Unternehmen, die noch nicht lange an der Börse notiert sind, steht bisweilen noch kein Gewinn zu Buche. Hier wird dann das Kurs-Umsatzverhältnis berechnet. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass bei Unternehmen, die noch keinerlei Gewinne erwirtschaften, eine Fundamentaldatenanalyse ohnehin wenig sinnvoll erscheint, da es sich vor allem um Hoffnungswerte handelt, die einen stärker spekulativen Charakter haben.

Renditen auf Fremd- und Eigenkapital

Auch die Kapitalrendite kann sich als aussagekräftiger Wert zur Analyse der Fundamentaldaten eignen. Analog zur Eigenkapitalquote ist es dabei jedoch entscheidend, zwischen dem Eigenkapital des Unternehmens sowie dessen Fremdkapital zu differenzieren. Das Hauptaugenmerk liegt dabei zunächst auf der Eigenkapitalrendite. Vereinfacht dargestellt geht es darum, wie rentabel das Eigenkapital des Unternehmens arbeitet und wie viel das Unternehmen für einen Euro Einsatz erwirtschaftet. Bei einem Gewinn von 50 Euro liegt die Eigenkapitalrendite bei einem Eigenkapital von 1.000 Euro bei genau 5 Prozent. Ein als Eigenkapital eingesetzter Euro wirft in einem entsprechenden Geschäftsjahr also 5 Eurocent Rendite ab. Prinzipiell ähnlich, jedoch nicht identisch ist die Herleitung der Dividende, also der Gewinnausschüttung an die Aktionäre. Die sogenannte Dividendenrendite orientiert sich meistens, jedoch nicht immer am erwirtschafteten Gewinn des Unternehmens. In Ausnahmefällen finanzieren Unternehmen ihre Dividendenzahlungen auch aus dem Eigenkapital. Die Dividendenrendite kann daher nicht eindeutig als Indiz für die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens herangezogen werden. Für die Fundamentaldatenanalyse ist die Eigenkapitalrendite daher besser geeignet.

Noch weiterreichende Informationen über die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens lassen sich aus der Gesamtkapitalrendite ablesen, die auf der einen Seite das eingesetzte Fremdkapital sowie auf der anderen Seite auch die Aufwendungen für den Schuldendienst (Zinsen) berücksichtigt. Kommt also zum Eigenkapital von 1.000 Euro noch ein Fremdkapitalbetrag von 200 Euro dazu und sind hierfür Zinsaufwendungen von 8 Euro notwendig, so ergibt sich eine Gesamtkapitalrendite von 4,8 Prozent. Insgesamt ist die Gesamtkapitalrendite insbesondere bei Unternehmen mit einer hohen Verschuldung der realistischere Wert, da kurzfristige Gewinne möglicherweise durch einen hohen Fremdkapitaleinsatz „erkauft“ wurden. Grundsätzlich liegt die Gesamtkapitalrendite immer unter der Eigenkapitalrendite. Weisen beide Werte jedoch einen sehr hohen Abstand auf, ist dies ein Alarmzeichen. Darüber hinaus gilt: Je höher die Renditewerte auf das Eigen- bzw. Gesamtkapital, desto besser ist das Unternehmen aufgestellt. Auch hier sollte der Anleger jedoch die Werte ins Verhältnis setzten, in dem er etwa brancheninterne Vergleiche anstellt und auch die Entwicklung in der Vergangenheit mit einbezieht. Nur so kann man in Bezug auf die wirtschaftliche Verfassung eines Unternehmens zu verlässlichen Aussagen gelangen.

Auch volkswirtschaftliche Entwicklung ist entscheidend

Auch wenn aufgrund der fundamentalen Daten ein Unternehmen gründlich analysiert wurde, ist es für eine fundierte Anlageentscheidung notwendig, auch volkswirtschaftliche Daten zu berücksichtigen. Hintergrund ist die Erfahrung, dass die Entwicklung an den Aktienmärkten häufig langfristigen Trends unterliegen, von denen sich einzelne Unternehmen nur selten absetzten können. So löst eine Gewinnwarnung eines großen Telekommunikationsunternehmens nicht nur Kursrückgänge der eigenen Aktien aus. Häufig kommt es auch bei den unmittelbaren Konkurrenten zu Kurskorrekturen, auch wenn diese möglicherweise nicht fundamental begründet sind. Noch wichtiger sind volkswirtschaftliche Daten, wenn der Anleger plant, in Indizes wie den Dax der den DowJones zu investieren. Auch beim Kauf von Fonds, die sich auf einzelnen Regionen oder auch bestimmte Branchen spezialisiert haben, sind volkswirtschaftliche Daten mitunter wichtiger als betriebswirtschaftliche.

EntwicklungHier es zum einen wichtig, regionale Wirtschaftszyklen im Blick zu behalten, die sich mitunter deutlich voneinander unterscheiden können. Zudem sollten die internationalen Verflechtungen und Kundenbeziehungen von Unternehmen bzw. ganzer Branchen berücksichtigt werden um auch hier nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Bei der Investition in ausländische Unternehmen ist es zudem wichtig, das Währungsrisiko im Blick zu behalten. Hier sind vor allem Zinsentscheidungen der nationalen Notenbanken wichtig, die die langfristige Entwicklung von Währungsrelationen beeinflussen. So hat innerhalb der letzten 10 Jahre die Schwankungsbreite von Euro und Dollar mehr als 50 Prozent betragen. Neben zusätzlichen Wechselkursgewinnen sind ebenso gut Währungsverluste möglich, die die an der Börse erzielten Renditen erheblich mindern können. Wichtige volkswirtschaftliche Fundamentaldaten, an denen sich professionelle Aktienhändler orientieren, sind etwa die Entwicklung der Arbeitslosenquote, Konsum- und Geschäftsklimaindizes sowie Entwicklungsprognosen von Wirtschaftsinstituten.

Fazit – Fundamentaldaten sind nur im Kontext wirklich aussagefähig

Auch wenn eine umfassende und gründliche Analyse der Fundamentaldaten als wichtiges Kriterium für die richtige Anlageentscheidung gilt, sollten sich Anleger auch darüber im Klaren sein, dass hierin nur ein möglicher Ansatz gesehen werden kann, der wichtige Aspekte mitunter ausblendet. Dies gilt insbesondere für die Abschätzung der zukünftigen Entwicklung. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein über die letzten Jahre stabiles und solide wirtschaftendes Unternehmen eine plötzlichen Einbruch erlebt, der sich fatal auf den Aktienkurs auswirkt. Hierfür können neben gravierenden Managementfehlern auch politische Entscheidungen verantwortlich sein. Aktuelle Bespiele sind etwa die in Deutschland politisch durchgesetzt Energiewende, welche die Aktienwerte von Versorgerunternehmen wie RWE oder E-ON auf Talfahrt geschickt haben. Weder durch eine noch so gründliche betriebswirtschaftliche Fundamentaldatenanalyse noch durch die Berücksichtigung elementarer volkswirtschaftlicher Rahmendaten wäre diese Entwicklung vorauszusagen gewesen. Im Gegenteil: die entsprechenden Fundamentaldaten hätten wohl insgesamt eher für ein langfristig ausgerichtetes Investment in diese einstmals rendite- und dividendenstarken Aktientitel gesprochen. Problematisch kann die Fundamentaldatenanalyse auch sein, wenn der Erfolg eines Unternehmens nur von wenigen bzw. nur einem Produkt abhängt, was etwa in der Pharmabrache häufiger der Fall ist. Die aktuellen Fundamentaldaten können noch so günstig sein, wenn der Patentschutz für das wichtigste Präparat ausläuft und die Entwicklung eines entsprechenden Folgeproduktes floppt, sind massive Kursrückschläge vorprogrammiert.

Es ist also dringend angeraten, neben den Fundamentaldaten auch Informationen zur Produkt- und Kundenstruktur sowie zur Forschungstätigkeit mit einzubeziehen. Denn letztendlich bedeutet der Blick auf die Fundamentaldaten immer nur einen Blick in die Vergangenheit. Entscheidend für den Anleger ist jedoch der Zukunft.

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