Handelszeiten an der Börse
Die Börsen der Welt schlafen bekanntlich nie. Wenn sich in Frankfurt oder London der Handelstag dem Ende zuneigt, ist der Handel an den New Yorker Börsen noch im vollen Gange. Und wenn an den europäischen und amerikanischen Börsen das Licht ausgegangen ist, läuft an den asiatischen Finanzplätzen wie Hong Kong oder Tokio der Handel auf Hochtouren. Im Prinzip gibt es keine Minute eines Tages, an dem nicht irgendwo auf dieser Welt eine Aktie gehandelt werden kann. Während Fortschrittsskeptiker dieses sich immer schneller drehende Karussell kritisieren, ergeben sich für Anleger aus diesem Umstand auch jede Menge neuer Chancen. Denn die weltweiten Börsen beeinflussen sich zum einen gegenseitig, so dass Anleger von Impulsen profitieren können, die die Börsen untereinander austauschen. Zum anderen gibt es in Abhängigkeit der regionalen Wirtschaftsentwicklung auch gegenläufige Trends, so dass Anleger auch durch ein Investment in anderen Börsenplätzen ihr Risiko streuen können. Vor allem aber bietet das weltweite Konzert der unterschiedlichen Börsenplätze die Möglichkeit, praktisch rund um die Uhr zu handeln. Der Anleger ist dabei vollständig unabhängig von etwaigen Geschäftszeiten einzelner Börsen, da er praktisch immer auf andere Standorte ausweichen kann. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass ihm sein Broker den Zugang zu den entsprechenden Börsenplätzen ermöglicht.
Eine weitere Möglichkeit, sich von den Geschäftszeiten der bekannten Börsenplätze abzukoppeln besteht im außerbörslichen Handel. Doch auch hier gibt es für den Anleger einiges zu beachten. In diesem Artikel soll über die Möglichkeiten für Anleger berichtet werden, die sich aus diesen Aspekten ergeben.
Nicht alle privaten Anleger können sich den Luxus leisten, rund um die Uhr die Kurse zu beobachten und auf günstige Gelegenheiten zu warten. Wer durch alltägliche Verpflichtungen zu den regulären Geschäftszeiten der Börsen verhindert ist, braucht deshalb jedoch nicht auf die Teilnahme am Aktienhandel zu verzichten.
Rund um die Uhr handeln an den internationalen Börsenplätzen
Inhaltsverzeichnis
Eine Möglichkeit, auch außerhalb der in Deutschland normalen Geschäftszeiten am Börsenhandel teilzunehmen besteht darin, auf internationale Handelsplätze auszuweichen. Doch eine solche Strategie ist auch mit zusätzlichen Aufwendungen verbunden, da Banken und Online-Broker für den Zugang zu Börsenplätzen außerhalb Deutschlands bzw. Europas zumeist höhere Gebühren verlangen. Zudem muss der Anleger ein höheres Wechselkursrisiko einkalkulieren und auch für die notwendigen Umtauschgeschäfte werden Gebühren fällig. Bevor man sich also dafür entscheidet, auf ausländischen Handelsplätzen tätig zu werden, lohnt es sich, die Möglichkeiten zu prüfen, welche die verfügbaren Standorte in Deutschland bzw. darüber hinaus in Europa bieten. Während vor 09:00 Uhr in Europa prinzipiell kein börslicher Handel möglich ist, können an verschiedenen Plätzen immerhin bis 20:00 Uhr Orders aufgegeben werden. In Deutschland sind es die Regionalbörsen in Berlin, Bremen oder auch Stuttgart, die grundsätzlich an Werktagen bis 20:00 geöffnet haben. Danach wird es innerhalb Europas jedoch schwierig.
Durch einen Zugang an die Handelsplätze jenseits des Atlantiks kann die Handelszeit auf bis zu 01:30 deutscher Zeit ausgedehnt werden. Zwar schließt die wichtigste amerikanische Börse NYSE mit den Indizes Dow Jones und Nasdaq bereits um 22:00 Uhr deutscher Zeit. Jedoch können über die Börse CDNX in Vancuver bis 01.30 deutscher Zeit Aktien und auch andere Finanztitel gehandelt werden. Wenn die Börse im Westen von Kanada geschlossen hat, geht es unmittelbar am anderen Ende der Welt weiter, wenn die Börsenplätze in Australien, Japan, Korea und China eröffnen. Diese bieten, in deutscher Zeit gerechnet, von 01.30 bis 08:00 den Handel mit lokalen aber auch internationalen Wertpapieren an.
Beispiele für Öffnungszeiten internationaler Börsen (Deutsche Zeit)
- Frankfurt: 09:00 bis 20:00
- New York 15:30 bis 22:00
- Vancuver 17:00 bis 01:30
- Sydney 02:00 bis 08:00
- Hong Kong 03:00 bis 09:00
Die Übersicht soll verdeutlichen, dass prinzipiell immer an einem Standort ein Handel möglich ist. Grundsätzlich ist es dabei auch möglich, Papiere an unterschiedlichen Plätzen zu kaufen und zu verkaufen. Hierzu müssen die Aktien jedoch an beiden Standorten gelistet sein. Wichtig ist darüber hinaus, dass an den entsprechenden Standorten auch ein ausreichendes gewisses Volumen gehandelt wird, da man sonst Gefahr läuft, die Aktie zum eingestellten Preis nicht kaufen oder verkaufen zu können.
Außerbörslicher Handel als Alternative?
Gerade zusätzliche Gebühren und die Unsicherheit durch Währungsbewegungen lassen auch den außerbörslichen Handel als mögliche Alternative erscheinen, um außerhalb der offiziellen Handelszeiten in Frankfurt oder Stuttgart Aktien zu handeln. Viele Online-Broker bieten mittlerweile auch den Zugang zum außerbörslichen Handel an. Während also spätestens ab 20:00 Uhr der Handel auf dem Parkett ausgesetzt ist, kann bei außerbörslichen Anbietern noch bis 23:00 geordert und verkauft werden. Der wichtigste Anbieter Lang & Schwarz bietet den Handel in diesen Randzeiten an aber auch zu regulären Zeiten kann hier gehandelt werden. Neben dem Vorteil, nicht an die regulären Zeiten der etablierten Börsenplätze gebunden zu sein, umgeht der Anleger auch die Gebühren, die von den regulären Börsen verlangt werden. Darüber hinaus bietet der außerbörsliche Handel einige weitere Besonderheit und Vorteile für den Anleger. So gilt der außerbörsliche Handel als relativ schnell, da dieser direkt zwischen Käufer und Verkäufer und nicht über die Börse abgewickelt wird. Dieser Vorteil fällt angesichts des ultraschnellen Computerhandels jedoch nur marginal ins Gewicht. Darüber hinaus gibt es am außerbörslichen Handel deutlich geringere Kontrolle durch die Finanzaufsicht, so dass hier auch exotische Papiere gekauft werden können, die den Sprung an die reguläre Börse (noch) nicht geschafft haben. Auch sogenannte innovative und zumeist hochspekulative Finanzprodukte werden deutlich häufiger zunächst über den außerbörslichen Handel vertrieben.
Diese geringe Kontrolle stellt gleichermaßen den Nachteil des außerbörslichen Handels dar. Denn in mangelnder Kontrolle und Transparenz lauern durchaus Risiken für den Anleger. Insbesondere mit Blick auf exotische oder innovative Finanzprodukte fehlen sogenannte Referenzmärkte, an denen sich Anleger in Bezug auf die aufgerufenen Preise orientieren können. Gerade mit Blick auf mitunter sehr geringe Umsätze bei einzelnen Werten kann es für den Anleger sehr schwierig sein, den aktuellen Preis realistisch einzuschätzen. Auch kann es problematisch werden, ein Produkt schnell wieder zu veräußern, da erst ein Käufer gesucht werden muss.
Auch Orderbücher können nicht, wie im regulären Handel, eingesehen werden, was die Transparenz einschränkt und die Einschätzung des Marktes erschwert.
Der Handel am außerbörslichen Markt ist also keinesfalls frei von Risiken, was aber insbesondere für den Handel mit exotischen Titeln mit geringen Handelsvolumina gilt. Mit Blick auf bekannte und etablierte Aktientitel stellt der außerbörsliche Handel durchaus eine attraktive Alternative dar um Gebühren zu sparen und auch auf randständige Handelszeiten auszuweichen. Doch auch hier sollte man genau auf den Preis des Wertpapiers achten und auf Referenzwerte an offiziellen Börsen achten.
Fazit: Handel fast jederzeit möglich
Schaut man in die USA, so wird deutlich, dass im außerbörslichen Handel ein großes Potential liegt. Hier werden nach Branchenschätzungen bereits 20 bis 30 Prozent des Wertpapierhandels über außerbörsliche Anbieter abgewickelt. Auch in Deutschland gilt eine solche Entwicklung als realistisch. Mit Blick auf den deutschen Markt bietet dieses Segment durchaus Chancen. Allerdings sei hier vor allem Anfänger und unerfahrenen Händlern zur Vorsicht geraten. Das gilt nicht nur für selten gehandelte Papiere und Derivate, sondern auch in Bezug auf etablierte Titel. Denn auch hier ist Preisbildung nicht immer Transparent nachvollziehbar. Einen Titel, den man unbedacht außerhalb der regulären Börsenzeit und ohne zusätzliche Gebühren erworben hat, wird man unter Umständen später nicht mehr zu einem vertretbaren Preis los. Hier ist also besondere Marktkenntnis gefragt, über die möglicherweise nur Profihändler verfügen.