An der Börse ist Corona nach wie vor ein wichtiges Thema. Zahlreiche Aktien haben in den vergangenen Wochen zwar an Wert gewinnen können, jedoch ist die Lage noch sehr angespannt. Das bedeutet, dass es immer wieder zu stark volatilen Bewegungen an den Märkten kommt. Aktien verlieren zum Teil sehr schnell an Wert und gewinnen kurz darauf wieder an Wert dazu.
Wer sich die Branchen anschaut, die von Corona besonders stark betroffen sind, der wird feststellen, dass es hier was die Geschäfte angeht, kaum eine Erholung gegeben hat. Zwar sind die Shopping Center wieder geöffnet, jedoch sind die Einnahmen der REITs noch lange nicht so hoch, wie sie es vor der Krise der Fall gewesen ist. Noch immer weiß niemand, wie es in dieser Industrie weitergeht und was alles möglich ist. Gleiches gilt für die Luftfahrt. In dieser Branche gibt es nach wie vor jede Menge an Druck und natürlich die Möglichkeit, dass es zu Pleiten oder Insolvenzen kommen kann. Die Lufthansa scheint für das Erste gerettet zu sein, vor allem, weil der Staat sich dem Unternehmen angenommen hat. Ähnliches ist in Frankreich früher bereits mit der Air France passiert und auch andere Airlines haben massive Probleme. Dies gilt auch für Unternehmen wie z.B. Rolls-Royce oder MTU Aero Engines, die als Zulieferer in dieser Industrie tätig sind. Generell ist die Branche mehr als stark unter Druck und in den kommenden Monaten könnte sich hier noch einiges ergeben. Die Automobilbranche steht derzeit ebenfalls stark unter Druck. Unternehmen wie z.B. Daimler sind zwar wieder im Kurs angestiegen, jedoch ist nicht davon auszugehen, dass in der Zukunft schnell wieder zur Normalität zurückgerudert werden kann. Dem Konzern stehen Stellenstreichungen bevor und zwar im Umfang von 10.000 bis 15.000 Stellen.
Die Wirecard Story – Pleite!
Das Unternehmen Wirecard zählt im aktuellen Jahrzehnt zu den größten Pleiten überhaupt. Noch nie gab es solch eine Geschichte in Deutschland und erst recht nicht im Leitindex DAX. Der Index zählt die wichtigsten Unternehmen des Landes, die als Aktiengesellschaft an der Börse notiert ist. Das Wirecard Debakel nahm innerhalb der Monate Juni und Juli 2020 seinen Lauf. Der Kurs der Aktie sackte deutlich ab und derzeit notiert die Wirecard Aktie bei weniger als 5 Euro je Schein. Dies zeigt, dass bei Wirecard etwas passiert ist, womit niemand gerechnet hat. Gefälschte Bilanzen und andere Skandale haben dazu geführt, dass das Unternehmen in die Insolvenz geführt wird. Eine Summe von 1,9 Milliarden Euro fehlt auf einmal auf den Konten der Bank bzw. war vielleicht auch nie vorhanden. Mitarbeiter aus dem Unternehmen haben sich in das Ausland abgesetzt und führen dort inzwischen ein Leben im Untergrund. Der ehemalige Vorstand Markus Braun hat sich der Justiz gestellt. Die Aktionäre sind enttäuscht, viele werfen auch der BaFin vor, dass sie versagt hat und dass die Mechanismen nicht funktionieren Auf der Wirecard Homepage kann man sich nach wie vor über das Unternehmen informieren. Digitale Zahlungslösungen, ein hohes Aufkommen an Kunden und ein stetiges Wachstum werden dort beschrieben. In wie fern dies jemals gestimmt hat, ist derzeit vollkommen offen. Vieles, dass von Wirecard in der Öffentlichkeit dargestellt worden ist, dürfte nicht stimmen. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, dass Bilanzen gefälscht worden sind und dass Aktionäre und die Öffentlichkeit bewusst getäuscht worden sind.
Die Aktionäre, die bei Wirecard höhere Summen investiert haben, schauen derzeit blöd in die Röhre. Das bedeutet konkret, dass es viele Anlegerinnen und Anleger gibt, die in den vergangenen Wochen bei etwa 100 Euro Wirecard Aktien gekauft haben. Seitdem die Aktie jetzt deutlich unter 5 Euro notiert, ist das Unternehmen kaum noch etwa wert. Großartige Bewegungen werden derzeit nicht mehr erwartet. Wohl oder übel werden viele Investoren realisieren, dass Wirecard ein riesiger Bluff gewesen ist und das Unternehmen längst nicht so gut gewesen ist, wie man es sich erhofft hatte. Generell ist anzumerken, dass in der Zukunft damit zu rechnen ist, dass einzelne Teile von Wirecard verkauft werden könnten. Hinzu kommt, dass bereits einige namhafte Kooperationspartner angekündigt haben, die Zusammenarbeit mit Wirecard zu beenden. Grundsätzlich profitieren vor allem die direkten Konkurrenten von Wirecard von diesen Meldungen, da natürlich jetzt händeringend nach neuen Partnern gesucht wird. Viele Aktionäre haben die Krise bei Wirecard scheinbar noch nicht verdaut. Das bedeutet, dass sie auf ihren Aktien und damit auf ihrem Schaden sitzengeblieben sind. Langfristig gesehen wird es irgendwann dazu kommen, dass man den Verlust realisiert, sofern man bei Wirecard aktiv gewesen ist. Dennoch ist es schwer vorstellbar, dass Wirecard ein Unternehmen darstellte, das in den vergangenen Jahren gefeiert worden ist und dessen Aktie bei zum Teil rund 200 Euro notierte. Heute hat Wirecard praktisch keinen Gegenwert mehr und eine Menge an Aktionären dürfte enttäuscht sein. Vielfach wurden Summen von mehreren tausend Euro bei Wirecard investiert, die jetzt als Verlust abgeschrieben werden müssen.
Aus der Wirecard Pleite dürften nicht nur die Anlegerinnen und Anleger lernen, sondern auch die BaFin und andere Institutionen. Eine solche Geschichte dürfte sich nicht wiederholen und sie zeigt, dass es in unserem Finanzsystem einige Lücken gibt. Wer bei Wirecard investiert war, darf dieses Geld wohl als Verlust abschreiben und sollte sich bei zukünftigen Investments Gedanken darüber machen, ob er nicht anders investieren will. Grundsätzlich ist Wirecard zwar eine interessante Anlage, zeigt jedoch, wie schnell an der Börse etwas schief gehen kann und welchen Risiken die Anlegerinnen und Anleger ausgesetzt sind. Langfristig gesehen profitiert man davon, dass in jedem Fall viele Erfahrungen gesammelt werden konnten, auch wenn es sich um sehr schmerzhafte handelt.
US-Aktien auf Berg- und Talfahrt – was ist interessant?
Aktien aus den USA sind bei deutschen Anlegern sowie generell bei Anlegerinnen und Anlegern aus Europa sehr beliebt. Die Aktienkultur in den USA ist deutlich ausgeprägter, als es in Deutschland der Fall ist. Viele Unternehmen, die in den USA aktiv sind, zahlen ihren Anlegerinnen und Anlegern eine regelmäßige Dividende. Diese wird zum Beispiel einmal im Quartal ausgeschüttet. Die Dividendenkultur in den USA ist deutlich ausgeprägter, als es in Deutschland der Fall ist. Auch in schlechten Zeiten zahlen die Unternehmen ihren Anteilseignern gerne eine entsprechende Dividende. Das liegt daran, dass Aktien in den USA natürlich auch zur privaten Altersvorsorge genutzt werden. Wer sich für Aktien von einem Unternehmen entscheidet, hält diese meist auch in Krisenzeiten und wartet darauf, dass die Kurse wieder steigen. Generell ist anzumerken, dass Aktien in den USA meist über viele Jahrzehnte gehalten werden und Depots sogar gerne vererbt werden. Ein großer Vorteil der Aktienkultur in den USA besteht darin, dass die Auszahlungen wirklich sehr zuverlässig kommen. Auch in Zeiten der Corona Krise zeigt sich, dass die Unternehmen Geld an die Anleger auszahlen. Dabei ist es möglich, dass mit US-Aktien in Zeiten von Corona eine attraktive Quartalsdividende zu erhalten. Langfristig gesehen sollte darauf geachtet werden, dass die Konzerne gut aufgestellt sind und auch in der Zukunft weiterhin die Dividende leisten können. Ebenso ist es wichtig, dass darauf geachtet wird, dass die Geschäftsmodelle der Unternehmen auch in der Zukunft weiterhin funktionieren.
Das Unternehmen AT&T gehört zu den größten Anbietern im Bereich Medien und Telekommunikation in den USA. Zu beachten ist, dass das Unternehmen bereits seit über 35 Jahren eine Dividende zahlt, die jedes Jahr erhöht wird. Das Geschäftsmodelle bei AT&T gilt als krisensicher, denn Mobilfunk und Telekommunikation wird es immer geben. Die Kundenanzahl ist sehr hoch und der Konzern schreibt einen Umsatz von über 180 Milliarden US-Dollar im Jahr. Diese Zahlen sorgen dafür, dass viele Anleger davon ausgehen, dass AT&T wie ein Feld dasteht und solide arbeitet. Einige Skeptiker weisen darauf hin, dass die Verschuldung des Unternehmens hoch ist und durch die Übernahme von Time Warners weiter gestiegen ist. Bis die Übernahme abgeschlossen wird, wird noch einiges an Zeit vergehen, so dass man bis Ende 2022 plant, den Deal komplett absolviert zu haben. Die Aktie von AT&T steht derzeit wie viele andere Aktien in den USA massiv unter Druck. Der Preis bewegt sich im Bereich von 26 bis 27 Euro und damit auf einem Niveau, dass eine Dividendenrendite von 6,8 bis 7% p.a. ermöglicht. Die Dividende wird einmal im Quartal ausgezahlt und ist für viele Aktionäre mehr als interessant. Langfristig gesehen dürfte diese weiter auf dem aktuellen Niveau belassen werden und sogar jedes Jahr leicht gesteigert werden. Bei AT&T ist davon auszugehen, dass man langfristig gesehen definitiv mit stabilen Auszahlungen zu rechnen hat, weil das Unternehmen die Dividende deutlich durch den Free Cashflow abdeckt. Auch in Zeiten von Corona gehen viele Anleger davon aus, dass weiterhin eine gute Dividende gezahlt werden kann.
Versicherungen – ein sicherer Hafen in der Zukunft?
Versicherungen zählen zu den Unternehmen, die langfristig gut aufgestellt sind und in denen gutes Geld verdient wird. In Zeiten von Corona haben einige Versicherungen ihre Dividenden komplett gestrichen. Niemand weiß, wie sich die Branchen weiterentwickeln werden und welche finanziellen Auswirkungen das Corona Virus in den kommenden Quartalen haben wird. Die Allianz Versicherung und auch die Münchener Rück Versicherung zählen in Deutschland zu den größten Versicherungen überhaupt. Fakt ist, dass beide Unternehmen in den vergangenen Jahren ihre Dividende deutlich erhöht haben. Es ist durchaus möglich, dass die Dividende in den kommenden Jahren nicht spurlos erhöht wird. Fakt ist, dass Corona auf diese Branche ebenfalls einen erheblichen Einfluss haben kann.
Wer sich die Unternehmen im Bereich Versicherungen anschaut wird feststellen, dass es nicht nur in Deutschland, sondern z.B. auch in Großbritannien viele Konzerne gibt, bei denen Dividenden gezahlt werden. Im Bereich der Versicherungen sind Unternehmen wie Aviva, Legal & General, aber auch Prudential oder Direct Line Insurance sehr bekannt. Alle Konzerne sind in den vergangenen Jahren gut gewachsen und haben ihre Aktionäre mit einer attraktiven Dividende belohnt. Anzumerken ist, dass die Preise je Stück bei den genannten Konzernen zum Teil deutlich niedriger sind, als es in Deutschland der Fall ist.
Bei Aviva handelt es sich um eine der größten fünf Versicherungen weltweit. Das Unternehmen ist gut aufgestellt und bietet zahlreiche Versicherungen an. Grundsätzlich anzumerken ist, dass Aviva die Dividende, die einmal im Halbjahr ausgezahlt wird, während der Corona Krise komplett eingefroren hat. Gleiches gilt auch für das Unternehmen Direct Line, welches vor allem für Autoversicherungen bekannt ist. Auch bei Legal & General, oder aber auch bei anderen Versicherungen aus Großbritannien wurde die Dividende erst einmal auf Eis gelegt. Grundsätzlich können die Konzerne derzeit nur schwer abschätzen, wie sich die finanzielle Situation während der Corona Krise entwickeln wird. Es ist durchaus möglich, dass es irgendwann im dritten oder im vierten Quartal 2020 eine Dividende gibt, die dann an die Aktionäre ausgeschüttet werden kann. Ob und wann dies der Fall ist, ist derzeit jedoch vollkommen offen und muss individuell entschieden werden. Grundsätzlich gelten Versicherungen als konservative Unternehmen, die keine zu hohe Dividende ausschütten. Es ist jedoch möglich, dass zum Beispiel möglich, dass man in Zeiten der Krise Aktien günstig kaufen kann und sie im Anschluss hält, um von einer steigenden Dividende profitieren zu können. Über diese Entwicklungen kann man langfristig profitieren und sich auf sein Investment mit einer attraktiven Rendite belohnen.
Bei vielen Versicherungen ist es möglich, auf Basis der aktuellen Kurse mit Renditen von etwa 5 bis 8% pro Jahr durch die Dividende rechnen zu können. Es gibt bei Dividenden jedoch leider keine Garantie. Das bedeutet, dass die Versicherungen auch die Dividende weiterhin aussetzen können, so dass man nicht daran beteiligt wird. Fakt ist, dass man langfristig darauf bauen kann, dass Dividenden wieder bezahlt werden und dass man als Anleger von der attraktiven Rendite durch diese profitieren kann. Generell sind Dividenden für viele konservative Anleger interessant, die sich für Versicherungen interessieren und die hier entsprechend investieren wollen. In Großbritannien zahlen die meisten Versicherer einmal im Halbjahr ihre Dividende anteilig an die Anteilseigner aus. Es gibt darüber hinaus auch andere Konzerne, bei denen man die Dividende einmal im Quartal gutgeschrieben bekommt.
Wird Altria die attraktive Dividende halten können?!
In den USA zählt das Unternehmen Altria zu den beliebtesten Dividenden Aristokraten. Bereits seit über 50 Jahren erhöht das Unternehmen jedes Jahr die Dividende und das in der Regel nicht nur um wenige Cents. Fakt ist, dass man bei Altria moralisch betrachtet in einem Dilemma ist, finanziell betrachtet jedoch viele Trader gut aufgestellt sind. Altria zählt zu den größten Tabak Konzernen in den USA. Klassische Zigaretten wie z.B. die Marke Malboro gehören zum starken Portfolio des Unternehmens. Hinzu kommt, dass Altria in jedem Fall für den Vertrieb von IQOS in den USA zuständig ist. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren viele Investments z.B. in Cronos oder in Juul getätigt. Diese wurden von der Börse negativ aufgefasst, bzw. sie haben sich leider nicht so entwickelt, wie man es sich erhofft hatte. Durch diese Form des Missmanagements ist die Aktie etwas unter Druck geraten. Generell ist also davon auszugehen, dass sich hier in der Zukunft etwas verbessern muss.
Die Dividende ist bei Altria auf einem hohen Niveau, wird jedoch vollends durch den Free Cashflow abgedeckt. Das bedeutet, dass rund 70-80% des Free Cashflows ausgeschüttet werden. Die Dividende kann sich der Konzern gut leisten. Zwar nimmt die Zahl der Raucherinnen und Raucher in den USA weiter ab, jedoch kann dies aktuell noch immer durch mehrere kleine Preiserhöhungen ausgeglichen werden. Viele Trader sorgen sich natürlich um die Zukunft von Altria. Der Konzern selbst gibt sich jedoch zuversichtlich, auch in den kommenden Jahren die Dividende weiter zahlen zu können. Man wisse, dass es sich bei der Dividende um eine Top Priorität der Anleger handelt, heißt es in mehreren Q&A Sessions. Auch, wenn in der jüngsten Vergangenheit einige nicht sehr glückliche Entscheidungen des Managements getroffen wurden, ist es möglich, dass in der Zukunft bei Altria weiterhin mit einer starken Dividende zu rechnen ist.
Die Dividendenrendite liegt bei Altria derzeit im Bereich von etwa 8 bis 8,5% und ist damit außerordentlich hoch. Es ist davon auszugehen, dass im Oktober zur nächsten Zahlung der Dividende wieder eine Erhöhung vollzogen wird und somit langfristig orientierte Anleger mit einer besseren Rendite pro Jahr rechnen können. Altria scheint die Probleme derzeit finanziell zu meisten, hat aber langfristig auch das Problem, dass sie nur in den USA tätig sind. Die Dividende könnte bei einem jetzigen Investment in den kommenden Jahren auf 9 bis 10% p.a. ansteigen. Dies ist aber davon abhängig, zu welchem persönlichen Kurs man bei Altria investiert hat. Generell muss berücksichtigt werden, dass der Tabak Markt in den USA natürlich genauso stark schrumpft, wie es auch in anderen Ländern der Fall ist. In der westlichen Welt schrumpft er jedoch allgemein deutlich schneller, als es in z.B. Afrika oder Osteuropa der Fall ist. Aktuell sieht es danach aus, als ob Altria alles im Griff hat und finanziell gut aufgestellt ist. Die Dividende könnte die nächsten 5 bis 10 Jahre weiterhin gut gezahlt werden. Ob und wann dieser Cash Flow in der Zukunft beschnitten wird, ist derzeit nur schwer vorhersehbar. Bereits vor 20 Jahren war man davon ausgegangen, dass die Zeiten sich bald ändern werden.
Autor: Piet Felten, 21.07.2020